Nachwuchsregisseur·innen in St. Ingbert ausgezeichnet

St. Ingberter Kurzfilmfestival ehrt zum siebten Mal junge Filmschaffende und ihre Werke

Drei spannende Festivaltage, fünf hochqualifizierte Jurys, 13 Preise und über 70 Filme – vom 06. bis 08. Juni 2023 haben sich Zuschauer·innen und Jurys die Kurzfilme, Musikvideos, von Filmschaffenden aus dem ganzen deutschsprachigen Raum angeschaut und bewertet. Nach der Preisverleihung in der Stadthalle in St. Ingbert stehen nun die Preisträger·innen fest.

Filmreif – Preis für den besten Film
Mit dem Filmreif – Preis für den besten Film wurde der Film „when I bleed“ gekürt. Protagonistin Resa begleitet ihre Freundin Freddy zu einem Menstruationsritual. Dort beginnt für sie eine Suche nach Akzeptanz und Versöhnung mit ihrem eigenen Körper. Die Jury lobte die Stimmigkeit in allen Abteilungen sowie die großartige Besetzung. Alle Elemente werden von der Regisseurin Miri Klischat souverän zusammen und in der Luft gehalten.

Filmreif – Sonderpreis der Jury
Erstmals hat sich die Kurzfilmjury entschieden, einen undotierten Sonderpreis zu vergeben, und zwar an einen Film, der nach den Teilnahmebedingungen des Festivals außer Konkurrenz lief. Mit seinem Debüt „Ins wilde Land“ erzählt Regisseur Emil Kaschka die Geschichte eines jungen Künstlerpaars, das sich über die Dauer des Films immer weiter voneinander entfernt. Trotz der Regeln des Festivals wollte die Jury diesen beeindruckenden Film nicht unerwähnt lassen und bedenkt ihn mit dem Filmreif – Sonderpreis der Jury.

Filmreif – Publikumspreis
Auch das Festivalpublikum hatte die Gelegenheit, seine Meinung kundzutun und konnte für den Publikumspreis abstimmen. Das Rennen um den Filmreif – Publikumspreis konnte die Komödie „Wissen, wann es Zeit ist zu gehen“ für sich entscheiden. Regisseur Finn Neubert beleuchtet darin auf humorvolle Art die Fragen nach dem ersten Eindruck und gegenseitiger Beurteilung.

Filmreif – Preis für einen besonderen gesellschaftlich relevanten Film
In einer Welt, in der die Ungleichheiten immer größer werden, ist es wichtig, den Blick auf die Benachteiligten und von der Gesellschaft Abgehängten nicht zu verlieren. „Bruder muss los“ von Stella Deborah Traub begleitet den Abschied eines jungen Mannes von seiner Heimat und seinen Versuch, sich aus dem vermeintlich bereits vorgeschriebenen Schicksal zu befreien. Dafür wird der Dokumentarfilm mit dem Filmreif – Preis für einen besonderen gesellschaftlich relevanten Film ausgezeichnet.

Filmreif – Preis für eine besondere Regieleistung
Den Filmreif-Preis für eine besondere Regieleistung erhält Hannah Weissenborn für den Film „Douze“. Die junge Regisseurin erzählt die Geschichte von Damien und Max, die gemeinsam versuchen, von der Straße wegzukommen. Mit brillanter Besetzung und gekonnter Inszenierung der Darsteller*innen überzeugt Weissenborn und verleiht dem Film Tiefe und Echtheit.

Filmreif – Preis für eine besondere schauspielerische Leistung
Mit dem Filmreif – Preis für eine besondere schauspielerische Leistung wurde das Ensemble von „Soma & Rasmus“ ausgezeichnet. Tim Lanzinger, Via Jikeli und Maeve Metelka spielen mit großer Wahrhaftigkeit, Direktheit und Intimität. Besonders in den zarten und leisen Momenten überzeugen die Spielenden, zeigen sich verletzlich und beweisen damit Mut und Vertrauen.

Filmreif – Drehbuchpreis
Calvin Lucas Trosien wird mit dem Filmreif – Drehbuchpreis für den Film „Besser so“ ausgezeichnet. In einem Gedankenspiel, das Leben als Diagramm zu sehen und somit berechen- und bewertbar zu machen, versucht die Protagonistin des Films, den Unwägbarkeiten des Lebens entgegenzugehen. Ihren Berechnungen folgend, fasst sie den Entschluss, sich das Leben zu nehmen, weil es „sich nicht ausgeht“.

Filmreif – Innovationspreis
Der Filmreif – Innovationspreis geht jedes Jahr an das Team eines Films, der inhaltlich oder formal auf eine originäre Weise gestaltet ist. Das Regie-Quartett aus Jannis Welters, Brandon-Marlon Moldenhauer, Zabi Tajik und Mark Tumba ist mit seinem Film „Wiederkäuer“ neue Wege gegangen: Fernab von klassischen Hierarchien am Set entstand das Projekt in Gemeinschaft. Darüber hinaus überrascht der Film durch seine außergewöhnliche Visualität und seine tiefgründige Erzählweise.

Filmreif – Nachhaltigkeitspreis
Als nachhaltigstes Projekt wurde ein Film gewürdigt, bei dem das Konzept Nachhaltigkeit weitergedacht und auf soziale Wurzeln ausgedehnt wurde. Regisseur Huy Nguyen dokumentiert in „Zuhause ist dort, wo die Sternfrüchte sauer sind“ die transkontinentale Beziehung zu seinen Großeltern in Vietnam. Dies gelingt ihm in zarten Tönen und einer unaufgeregten, reflektierten Erzählung

Filmreif – Preis der Nachwuchsjury
Das Kurzdrama „Louanne & Thaïs“ in der Regie von Josephine Jeltsch konnte die drei Mitglieder der Nachwuchsjury von sich überzeugen. Erzählt wird die Begegnung zweier junger Frauen, deren Beziehung zwischen Freundschaft und Liebe schwankt. Besonders lobten die jungen Juror*innen die nuancierten Charaktere jenseits von gängigen Stereotypen.

Filmreif – Stoffentwicklungspreis
Aus den sieben präsentierten Drehbuchkonzepten beim Stoffentwicklungswettbewerb „junger Pitch“ konnte „My Fault“ von Adrianna Wieczorek die Jury am meisten überzeugen. Das geplante Projekt soll als Stop-Motion-Animation produziert werden. In der Laudatio heißt es: „Die Protagonistin nimmt uns mit auf eine Reise in ihre Vergangenheit, um vor der Gegenwart zu fliehen. Auf dieser Reise stellt sie fest, dass der Ausweg aus ihren Selbstvorwürfen, mit denen sie in der Gegenwart ihr Trauma manifestiert, über den Weg des Humors führt.“

Filmreif – Musikvideopreis
Beim Musikvideowettbewerb „junger Clip“ entschied sich die Jury für das Video zu „Droii – Wo genau“. Die Regisseure Yannis Geid und David Aawar inszenieren den Tänzer Jon Sky in einer tristen, einsamen Landschaft, sein Gesicht gezeichnet von schmerzhafter Gewissheit.
Das Musikvideo erzählt vom unaufhörlichen Prozess des Suchens und Findens. Deshalb ist es als Endlosschleife konzipiert: Das Intro ist das Ende. Die Umsetzung – eine Punktlandung.

Filmreif – Newcomerpreis
Die Jury für den Newcomerpreis betonte in ihrer Ansprache die große Bandbreite der Wettbewerbsbeiträge der Filmschaffenden bis 21 Jahre. Durchsetzen konnte sich „Randleben“ von Lilith Jörg. In einer Collage aus Stop-Motion-Animation und dokumentarischen Aufnahmen erzählt der Film einen Ausschnitt aus dem Leben einer obdachlosen Frau in einer deutschen Großstadt.

Filmreif – Preis für den schrägsten aller Filme
Über die Vergabe des Filmreif – Preises für den schrägsten aller Filme entschied am Samstagabend das St. Ingberter Publikum live im Open-Air-Kino. Per Applausometer wurde dort im Anschluss an das Screening aller zehn Wettbewerbsbeiträge der Siegerfilm ermittelt. Gewonnen hat James Smith mit dem einminütigen Knet-Splatterfilm „Demons in the Closet“.

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