Nachfahren der Familie Ochs aus Kalifornien besuchten St. Ingbert: Eine Reise in die Vergangenheit

Ortsvorsteherin Irene Kaiser (3.v.r.) und der ehem. Stadtarchivar Dieter Wirth (3.v.l.) begrüßten zusammen mit Michael Dahl, Mitarbeiter Stadtarchiv, das Ehepaar Amsterdam aus den USA, die zusammen mit Christof Pies, Synagogengemeinde Laufersweiler, St. Ingbert besuchten (Foto: Andrea Segura).

Karen und Gerard Amsterdam aus San Diego besuchten im September St. Ingbert, um auf den Spuren ihrer Vorfahren zu wandeln. Die Amsterdams sind Nachkommen der Familie Ochs, einer jüdischen Familie, die etwa vier Jahrzehnte in St. Ingbert lebte und während des Holocaust verfolgt wurde. Ihr Besuch ist eine Reise in die Vergangenheit, die an die schwierige Geschichte ihrer Familie erinnert.

Die Verbindung der Familie Ochs zu St. Ingbert begann Anfang des 20. Jahrhunderts, als Hugo Scholem mit seiner Familie in die Stadt zog und ein Textilwarengeschäft in der Kaiserstraße eröffnete. Das Geschäft entwickelte sich gut und wurde später von seinem Schwiegersohn Theodor Ochs übernommen, der es bis 1932 führte. Zu dieser Zeit nahm der Boykott jüdischer Geschäfte zu, was zur Schließung des Ladens und schließlich 1934 zur Zwangsversteigerung führte. Die Familie lebte damals in der Ensheimer Straße 35, wo heute Stolpersteine an sie erinnern.

Die 1930er Jahre markierten eine Zeit des zunehmenden Drucks auf jüdische Familien. Pauline und Theodor Ochs sind mit den Kindern Eva Heimann, geb. Ochs, Rudolf und Erich nach Belgien und in die Niederlande geflüchtet. Theodor Ochs ist 1941 in Belgien gestorben, die Ehefrau Pauline und die Kinder Eva und Erich wurden deportiert und später in Konzentrationslagern ermordet. Der mittlere Sohn Rudolf Ochs überlebte als Einziger das Grauen des Holocaust durch seine Flucht nach Palästina. Zwei Generationen später besuchten Karen Amsterdam und ihr Mann die Orte, die einst das Zuhause ihrer Familie waren.

Stolpersteine in der Ensheimer Straße erinnern an die Fam. Ochs

Das Besuchsprogramm begann mit einem Empfang im Rathaus, wo Ortsvorsteherin Irene Kaiser die Gäste begrüßte. Im Anschluss besuchten sie die Ensheimer Straße 35, das ehemalige Wohnhaus der Familie Ochs. Heute erinnern Stolpersteine an die Familienmitglieder, die früher dort lebten. Ein gemeinsames Mittagessen in einem Restaurant in der Fußgängerzone bot Gelegenheit zum Austausch über die Familiengeschichte und die Bedeutung des Besuchs. Abschließend führte die Reise zum jüdischen Friedhof, wo die Amsterdams mehr über das jüdische Erbe St. Ingberts erfuhren.

Der Besuch der Nachfahren der Familie Ochs ist ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur und zeigt, wie eng persönliche Schicksale mit der Geschichte St. Ingberts verbunden sind. Die Reise der Amsterdams ist nicht nur eine Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte, sondern auch ein Zeichen dafür, dass die Erinnerung an die Opfer des Holocaust weiterhin lebendig bleibt.

Dieter Wirth, Stadtarchivar a.D., hatte es sich in seinen 27 Jahren im Stadtarchiv zur Aufgabe gemacht, viele Geschichten jüdischer Mitbürger zu recherchieren. Zwischen 2014 und 2020 hat er in St.Ingbert insgesamt 52 Stolpersteine verlegen können, unter anderem auch die beiden an der Ensheimer Str. 35.

v.l.n.r.: Michael Dahl, Mitarbeiter Stadtarchiv, Ortsvorsteherin Irene Kaiser, Karen und Gerard Amsterdam und Dieter Wirth, ehemaliger Stadtarchivar, besuchten die Stolpersteine der Fam. Ochs in der Ensheimer Straße (Foto: Barbara Hartmann).

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