Kooperationspartner Chios zu Besuch in St. Ingbert

Als die vier Gäste der Gemeinde Chios der gleichnamigen griechischen Insel Anfang der Woche in Frankfurt landeten, zeigte das Thermometer über 30 °C. Mit Hitze können die Vertreter der Stadtverwaltung besser umgehen als wir, aber in vielen anderen Punkten im Kontext der Verwaltung einer Stadt fanden sich zahlreiche Gemeinsamkeiten.
„Im Großen und Ganzen haben wir ganz ähnliche Probleme und es ist gut, durch den internationalen Dialog gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, freut sich Vize-Bürgermeister für Technische Dienste und Planung Ioannis Xenakis. Er zeigt sich besonders interessiert an der Organisation von Baustellen, der Planung von Verkehrskreiseln und einer Präsentation des St. Ingberter Wertstoffzentrums mit Erläuterungen zu den Verwiegetechniken, dem Abrechnungsprogramm und der Fahrzeugtechnik. Anschließend besichtigten die Gäste das Holzschnitzelwerk und die Kompostieranlage. „Energiesparen ist auch in Griechenland ein vordringliches Thema. Wir freuen uns, dass wir hier viele Ideen austauschen konnten“, erzählt er bei der Verabschiedung vor der Heimreise.
Für Konstantinos Verginas als Vize-Bürgermeister für Beschäftigung, Seeverkehr, Tourismus und Natürliche Ressourcen stand ein ausführlicher Besuch der Biosphäre im Vordergrund: „Chios eignet sich hervorragend als Biosphärenreservat. Ich bin froh, dass wir in der Biosphärenstadt St. Ingbert erfahren haben, welche Eigenschaften eine Region aufweisen muss, um die UNESCO-Zertifizierung zu erlangen, denn das ist unser Ziel“, so sein Fazit aus dem Besuch beim Biosphärenzweckverband und einigen Unternehmen in der Biosphäre, unter anderem der Edelbrennerei Kessler, der Bliesgau Molkerei und der Jungholzhütte. „Wir müssen die Menschen auf Chios davon überzeugen, dass sie durch die Biosphäre nicht eingeschränkt werden, sondern durch die aktive Stadt-Land-Beziehung wirtschaftliche, touristische und persönliche Vorteile erlangen“, fasst er zusammen.
Die Kernthemen: Stadtplanung, Abfallwirtschaft, Biosphäre und Öffentlichkeitsarbeit
Eugenia Voulika ist unter den Vertretern der Kommune die einzige mit Festanstellung, die beiden anderen Herren bekleiden Wahlämter. Als Leiterin des Büros für Kommunikation und Pressearbeit freut sie sich über Einblicke in die Kommunikations- und Pressearbeit von St. Ingbert. „Aber vor allem hoffe ich, dass unsere Zusammenarbeit wirklich von Dauer ist, denn sie ist fruchtbar für beide Seiten“, bekräftigt sie. Ein Eindruck, den Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer unbedingt bestätigt: „Ich freue mich darauf, unsere Freundschaft – und davon dürfen wir wohl wirklich sprechen – fortzuführen und zu verstetigen.“ St. Ingbert könne vor allem im Bereich der Bekämpfung von Waldbränden sehr viel von der Gemeinde Chios lernen, für die flächendeckenden Brände leider Alltag sind. Die Feuerwehr, aber auch Digitalisierung und Öffentlichkeitsarbeit stehen bereits als Themen auf der gemeinsamen Agenda für die Zukunft.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Kooperation ist das Thema Förderung und Finanzierung des Austauschs. „Dank des EU-Programms ‚Erasmus Plus‘, das allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport fördert, werden wir in Zukunft Auszubildende ‚austauschen‘. Aus St. Ingbert werden bereits dieses Jahr zwei Auszubildende einige Zeit bei der Kommune Chios hospitieren“, berichtet Oliver Stolz, stellvertretender Hauptverwaltungsleiter der Stadt St. Ingbert. Er und Maren Schulz, Mitarbeiterin der Abteilung Zentrale Dienste, haben das interessante Besuchsprogramm organisiert, begleiten die Gäste und stehen Rede und Antwort auf alle Fragen und Anregungen. Sie haben viel Mühe und freie Zeit investiert, dafür dankt ihnen Ulli Meyer herzlich.
Von griechischer Seite wird die Partnerschaft durch die „Deutsch-Griechische Versammlung“ (DGV) getragen, ein im Jahr 2010 gegründetes Netzwerk zur Förderung der Zusammenarbeit auf kommunaler und institutioneller Ebene, wie Dimitrios Sopikis vom DGV-Büro in Athen berichtet, der die St. Ingberter bereits für das Jahr 2023 zum nächsten Netzwerktreffen nach Griechenland einlädt. Mit einer Einladung nach Chios schließen sich die Besucher der Gemeinde Chios an. „Die Vertreter der Stadt St. Ingbert sind jederzeit herzlich willkommen bei uns. Aber natürlich möchten wir unsere Freundschaft auch auf die Bürger ausweiten, auch sie sind herzlich bei uns herzlich willkommen“, äußert Ioannis Xeniakis. Und dazu gibt es auch schon erste Pläne: Im nächsten Jahr könnte es eine Bürgerfahrt nach Chios geben. Und wer sich schon jetzt für die Insel und Gemeinde Chios interessiert, für den hat Ulli Meyer einen Tipp: „Beim Sender ‚Arte‘ und auf "youtube" finden sich tolle Dokumentationen über Chios. Wie der Arte-Film zeigt, ist das Essen hervorragend. Aber dank unserer Gäste weiß ich sicher: Die Menschen sind sehr herzlich.“

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