Wissenschaftsforum: „Seit wann stehen Rennöfen auf dem Gelände der Alten Schmelz?“ Eine kurze Geschichte der Eisenverarbeitung in unserer Region.
Im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe bietet der MINT-Campus Alte Schmelz e.V. am Donnerstag, 20. Juni 2024 ab 19:30 Uhr, einen kostenlosen Vortrag zu dem Thema „Seit wann stehen Rennöfen auf dem Gelände der alten Schmelz?“ an. Die Teilnahme ist kostenlos.
Die Veranstaltung findet „hybrid“ statt. Vor Ort referiert Prof. Dr. Bernhard Kirsch, zuletzt tätig an der Fachhochschule Südwestfalen, im SFTZ-Gebäude des MINT Campus in der Alten Schmelz, Saarbrücker Str. 38e, 66386 St. Ingbert.
Foto des Gebäudes SFTZ siehe: www.Mintcampus.de/SFTZ
Online können Sie ab ca. 19.20 Uhr teilnehmen unter: https://t1p.de/Wissenschaftsforum
Die Geschichte des Saarlandes ist eng mit dem Bergbau und der Eisenindustrie verbunden, die seit Beginn der industriellen Revolution das Gesicht unserer Heimat geprägt haben. Seit 1685 der Marquis de Lenoncourt mit dem Patent des Sonnenkönigs die Dillinger Hüttenwerke gründete, wird in Dillingen Eisen erschmolzen. Wenig später wurde das Eisenwerk in St. Ingbert durch einen Vertrag aus dem Jahr 1732 zwischen Graf Carl-Caspar von der Leyen und einem Konsortium aus den drei verschwägerten Hüttenleuten Karl Gottbill und Conrad Lehnen, Hüttenbetreiber zu Nunkirchen, und dem Schmiedemeister Josef Loth aus Blieskastel gegründet.
Aber diese Werke waren keine Neugründungen, sondern stellten nur eine Produktionsverlagerung der Standorte im vorderen Hochwald in verkehrsgünstiger gelegene Regionen dar. Das Know-How für den Bau und Betrieb der Hütten war in der Region schon vorhanden und lässt sich durch die Jahrtausende bis zurück in die Keltenzeit verfolgen.
Seit dem 5. Jahrhundert vor Christus ist Bergbau und Eisenverhüttung in unserer Region nachweisbar. Das Eisen war der Stoff, der das Volk der Kelten zusammenschmiedete und zur Expansion der Kelten aus dem Voralpenland bis Spanien, Irland und nach Anatolien beitrug.
Die Eisenverarbeitung wurde erfunden durch die Hethiter, ein Volk, das in Nordsyrien lebte. Und es ist eine spannende Geschichte, wie das Monopol der Hethiter auf die Eisenverarbeitung durch Klimaflüchtlinge aus Mitteleuropa geknackt wurde und später durch Reiternomaden aus der Ostukraine den Kelten vermittelt wurde.
Zum Referenten
Bernhard Kirsch studierte in den 70er Jahren Physik an der Universität des Saarlandes mit praktischen Tätigkeiten an der Dillinger Hütte. Dort unterstützte er Mitte der 70er Jahre Dr. Mavroudis bei der Einführung von CAM zur Prozessoptimierung von Wärmeprozessen. Schwerpunkt seines Studiums waren Festkörperphysik und Mechatronik. Er promovierte 1983 über Phasenübergänge in Perowskit-Keramiken.
Im Anschluss war Bernhard Kirsch fünf Jahre als Prozessingenieur für die Herstellung von Halbleitern in Freiburg tätig. Seit 1989 war er in welchselnden Betrieben für die Entwicklung mechatronischer Komponenten wie Sensoren und elektro-hydraulische Antriebe tätig.
2010 wechselte er an die Fachhochschule Iserlohn und vertrat dort bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2020 das Fachgebiet Mechatronik und Hydraulik im Fachbereich Maschinenbau.
Naturwissenschaft und Technik waren seine Berufung – aber die Geschichte seiner Heimat ist seine Leiderschaft. Er hat sich intensiv mit seiner Familiengeschichte beschätigt und arbeitete sich darüberhinaus in die Geschichte der Eisenverhüttung im Hochwald ein. Auf seinen Reisen in viele Länder traf er auf andere Kulturen und er lernte, dass uns eine gemeinsame Geschichte mehr verbindet als trennt. Er ist gerne bereit, sein Wissen und seine Erfahrung an die nächste Generation weiterzugeben und engagiert sich deshalb im Mintcampus Alte Schmelz e.V.
Koordination: Prof. Dr. – Ing. Horst Altgeld
Kontakt: horst.altgeld@mintcampus.de