„Pimp Your Town“ in St. Ingbert

Stadtratsmitglied Jürgen Marx leitete als Vorbereitung an der Schule eine fiktive Ausschusssitzung, in der Tagesordnungspunkte gesammelt wurden.

„Pimp Your Town!“, mach deine Stadt besser, schöner, attraktiver! Dieses Motto beschreibt sehr gut das politische Bildungsprojekt des deutschen Vereins Politik zum Anfassen e.V., der in Hannover ansässig ist, aber durch die Lande reist, um Jugendliche für kommunale Politik und Demokratie zu begeistern. Der Verein verfolgt dabei das Ziel, politische Prozesse transparent und erlebbar zu machen, sodass junge Menschen ihre Ideen in konkrete Vorschläge und Anträge übersetzen, die dann direkt in die Kommunalpolitik gelangen.

Im Rahmen von „Pimp Your Town!“ übernehmen Schülerinnen und Schüler insofern die Rollen von Kommunalpolitikerinnen und -politikern, sprich, sie setzen sich mit echten politischen Prozessen auseinander, arbeiten in Fraktionen, entwickeln eigene Ideen und erstellen konkrete Anträge. So geschehen Ende Oktober in den Klassen 8 – 10 am Albertus-Magnus-Gymnasium. Am ersten Tag fanden Crashkurse zum Thema Kommunalpolitik statt, die in die Frage überleiteten: Was sind denn eure Ideen für ein attraktives St. Ingbert? Mit dieser Ideensammlung ging es in den zweiten Tag. Der wurde schon weitaus spannender für die rund 100 Schülerinnen und Schüler. Auf Anfrage hatten sich einige Stadtratsmitglieder von verschiedenen Fraktionen gerne zur Mitarbeit bereiterklärt, Ausschusssitzungen in den Klassensälen zu leiten. Das Interesse der Schülerinnen und Schüler war schon bald geweckt und sie bildeten ihre eigenen Fraktionen. Unter Fraktionsnamen wie „JvIGB – Jugend verbessert Sankt Ingbert“, „DODB – Die Ochsen Die Boxen“ und „JPS – Jugend-Partei des Saarlandes“ wurden erste Anträge mit Vorschlägen eingereicht, die sich die Kids überlegt hatten. So entstanden schon bald rege Diskussionen über die unterschiedlichsten Themen mit den Ausschussvorsitzenden.

Bestens vorbereitet ging es am dritten und letzten Tag des Projektes in eine fiktive Ratssitzung in den großen Sitzungssaal des St. Ingberter Rathauses. Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer hatte sich bereiterklärt, spontan die Sitzungsleitung zu übernehmen. Nach der Begrüßung richtete er ein paar allgemeine Worte an die Schülerinnen und Schüler: „Demokratie lebt davon, dass man in der Sache diskutiert, sich aber hinterher immer noch in die Augen schauen kann. Ich freue mich darauf, euch heute ein paar Einblicke in die Kommunalpolitik unserer Stadt vermitteln zu dürfen.“

Insgesamt zwölf Tagesordnungspunkte umfasste die Einladung zur Ratssitzung mit Gedanken und Ideen, die den Jugendlichen unter den Nägeln brannten. Mit dabei waren Vorschläge, das JUZ beispielsweise mit einem Jugendclub attraktiver für junge Menschen zu gestalten, Trinkwasserspender in der Innenstadt aufzustellen, damit Bedürftige in der Stadt kein Trinkwasser kaufen müssen, Picobello-Aktionen für eine saubere Stadt mehrmals im Jahr stattfinden zu lassen, die Förderung von Sportvereinen sowie freie Zugang zu Sportplätzen zu gewähren und eine besser abgestimmte Taktung des ÖPNV auf das Unterrichtsende auszurichten. Ein Thema, das den Schülerinnen und Schülern besonders am Herzen lag, war die Sicherheit am Busrendezvous-Platz. Besonders in der Dämmerung und in den Abendstunden fühlten sie sich dort nicht sicher. Sie baten um eine bessere Ausleuchtung und Prüfung, ob dort vielleicht eine Videoüberwachung installiert werden könnte. Hier sagte OB Dr. Meyer eine häufigere Überwachung durch den Kommunalen Ordnungsdienst zu.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir das Projekt weiterverfolgen“, freut sich Eva Bacher am Ende der fiktiven Sitzung, die vielleicht als Startschuss für ein Jugendparlament in St. Ingbert angesehen werden kann. Denkbar wäre auch ein jährliches Treffen mit Jugendlichen und den GB- und Stabsstellen-Leitern zu initiieren, um aktuelle Punkte zu diskutieren. „Ich möchte euch zum Ablauf der Sitzung und eurer Diskussionskultur ein großes Kompliment aussprechen. Mir hat es Spaß gemacht und ich nehme einige angesprochenen Punkte als Denkanstöße gerne mit“, beendet Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer die Sitzung.

Ziel und Wirkung

Das Projekt hat das Ziel, Jugendlichen die oft als kompliziert wahrgenommene Politik auf kreative und praxisnahe Weise nahezubringen. Durch die aktive Teilnahme verstehen sie nicht nur die Funktionsweise von Demokratie besser, sondern lernen auch, wie sie selbst politisch aktiv werden können und, dass ihre Stimme zählt. Der Fokus liegt darauf, ihnen zu zeigen, dass sie ihre Stadt und ihr Umfeld mitgestalten können.

Politik zum Anfassen e.V. hat mit „Pimp Your Town!“ deutschlandweit bereits zahlreiche Jugendliche erreicht und ihnen einen positiven Zugang zur Politik geebnet. Und nicht nur das! St. Ingbert hat das Hannoveraner Team absolut positiv überzeugt. „So viel Engagement und Herzblut erleben wir wahrlich nicht immer, vor allem nicht von Seiten der Kommunalpolitikerinnen und -politiker“, betonte Marian Swiderke, der sein junges fünfköpfiges Team anleitete. Sie kämen jederzeit gerne wieder.

Foto Großer Sitzungssaal: Giusi Faragone
Foto Klassensaal AMG: Alessia Talerico

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