Musikschule im ehemaligen Gefängnis

Musikschule im ehemaligen Gefängnis

Musikschule im ehemaligen Gefängnis

Im Keller der ehemaligen JVA wurden die Sandsteinmauern freigelegt, gesäubert und neu verfugt. (Foto: T. Bastuck)

St. Ingbert wird die einzige Stadt in Deutschland sein, deren Musikschule im Laufe des nächsten Jahres in ein ehemaliges Gefängnis umziehen wird. Bei der Sanierung des Gebäudes aus dem Jahr 1890 kamen so einige Überraschungen ans Tageslicht. Doch schon bald wird das denkmalgeschützte Haus zu einer modernen Musikschule.

Die ehemaligen Gefängniszellen sehen schon nicht mehr unwirtlich, sondern nach echten Musikschulräumen aus. Dank der Unterstützung durch das Landesdenkmalamt wurde beim Umbau darauf geachtet, die Struktur und typische Elemente des alten Gebäudes zu bewahren. „Wir haben im ersten Stock sogar zwei Zellentüren belassen“, freut sich Architekt Jan Hemmann. Ein Kontrabass würde hier nicht durchpassen, daher gibt es zu den Räumen auch noch Türen in Standardgröße. Die Schüler können aber wählen, ob sie ihren Übungsraum lieber durch die Gefängnistür oder die normale Tür betreten. Im Kellergeschoss ist das alte Gemäuer an den Wänden zu erkennen. Die Standsteine wurden freigelegt, gesäubert und neu verfugt – so werden die Räume im Keller nicht nur besonders schallgeschützt, z. B. für Schlagzeuge und ähnliche Instrumente, sondern zeigen auch den außergewöhnlichen Charme des historischen Gebäudes.

Historisches Gebäude mit modernem Nutzungskonzept

Schallschutz und Akustik sind auch im Erd- und Obergeschoss ein wichtiges Thema: Alle Räume sind mit speziellem Putz und Deckenverkleidungen versehen, so dass das Musizieren die Anwohner nicht stören und zum akustischen Vergnügen werden wird. Gerade der alte Putz stellte eine besondere Herausforderung für die Bauverantwortlichen dar. Erst nach der Entkernung wurde sichtbar, dass die Untergründe sehr dick und unprofessionell gearbeitet waren. Für den neuen Putz musste daher eine haltbare und kosteneffiziente Lösung gefunden – ein Verfahren, das die Bauplanung in deutlichen Verzug gebracht hat. Es sei nicht einfach, ein historisches, über viele Jahre wenig gepflegtes Gebäude einer modernen Nutzung zuzuführen, so Architekt Stefan Reuther, der die Maßnahme seitens der Stadt betreut. „Doch wenn nun der neue Estrich keine Probleme macht, können wir die bereits grundierten Wände streichen und die Bodenbeläge verlegen und es wird zügig vorangehen.“ Der Glasanbau als neuer zentraler und barrierefreier Eingangsbereich, der den Blick auf die historische Fassade freigibt, steht schon; der neue Aufzug wird in Kürze eingebaut.

Geplant ist die Fertigstellung im Frühjahr bis Sommer des nächsten Jahres. Sofern möglich, ist ein Umzug in den Sommerferien angedacht. „Ich danke allen Verantwortlichen für die professionelle Umsetzung der Sanierung – das ist bei einem so alten Gebäude kein Zuckerschlecken“, betonte der Leiter der Kulturabteilung und Musikschule Ingo Nietert. „Die neue Musikschule wird in diesem Gebäude, das bald Geschichte und Kultur von St. Ingbert widerspiegelt, einen ehrenvollen Platz erhalten.“ Auch dankte er den Lehrkräften und Schülern der Musikschule für ihre Flexibilität, nutzen sie doch seit dem Sommer eine „Zwischenheimat“ in Hassel. „Die Interimslösung in Hassel ist gut, aber es wird Zeit, dass die Musikschule einen festen Ort bekommt. Zusammen mit den geplanten Multifunktionsräumen im neuen Rathaus in der Alten Baumwollspinnerei haben die Musizierenden hier wirklich alle Möglichkeiten“, freut sich Albrecht Hauck, Beigeordneter für Kultur, Tourismus und Demografie.

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