Umbauarbeiten in der ehemaligen JVA in vollem Gange – Musikschule soll im Frühjahr 2023 eröffnet werden
Nachdem der Stadtrat grünes Licht zum Umbau der ehemaligen JVA als Musikschule gegeben hatte, sind nun die Arbeiten in vollem Gange. Und da die Musikschule in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, sei der Ausblick auf ein neues Gebäude wohl das schönste Geschenk, so die Worte von Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer bei seiner Begrüßung.
Er wusste auch zu berichten, dass hier bis vor etwa zwölf Jahren nicht die „ganz schweren Jungs“ untergebracht wurden, sondern die, die bereits im offenen Vollzug, sprich in der Eingliederungsphase waren. „Trotzdem waren sie in diesem Gebäude eingesperrt und mussten am Abend hierher zurück“, so Meyer. Das soll sich jetzt ändern. „In die Musikschule sollen Kinder und Erwachsene gerne und mit Freude kommen – und vor allem auch gerne bleiben“, hofft der Leiter der Musikschule Ingo Nietert.
Im Sinne des Denkmalschutzes bleibt das historische Ensemble bestehen
Das Gebäude wurde 1882 als Amtsgerichtsgefängnis erbaut. Nach Schließung des Gefängnisses als Justizvollzugsanstalt wurde die bauliche Anlage im Jahre 2013 von der Stadt St. Ingbert erworben mit dem Ziel, darin die städtische Musikschule unterzubringen. Zehn Jahre gingen ins Land, in denen erste Ideen und konzeptionelle Planungen Gestalt annahmen. Die neue Musikschule wird aus einem Hauptgebäude als Unterrichtsgebäude, dem Gefängnishof sowie einem eingeschossigen Nebengebäude bestehen. Im Wesentlichen bleibt das Hauptgebäude in seiner ursprünglichen Struktur erhalten. Die Unterrichts- und Proberäume werden in dem dreigeschossigen Bestandsbau verteilt. Ein Elternwarteraum, eine Teeküche und ein Büro werden im Erdgeschoss zu finden sein.
Alle technischen Anlagen, wie Wasser, Abwasser, Sanitär, Elektro, Heizung und Lüftung werden komplett erneuert. Geplant ist eine Anbindung des Gebäudes an das bestehende Nahwärmenetz des Biomasseheizwerkes im "Gewerbegebiet Drahtwerk Nord Areal" (DNA). Die Räumlichkeiten werden zukunftssicher mit EDV-Anschlüssen ausgestattet. Weiterhin wird eine flächendeckende Brandmeldeanlage installiert. Viel wurde in eine angenehme Raumakustik des Gebäudes investiert. Es sei wichtig für eine Musikschule, auf diese besonderen Wert zu legen. Ebenso wichtig sei, dass die Schallübertragung so gering wie möglich gehalten werde, so der Architekt Jan Hemmann, Bietergemeinschaft Studio 32/Gabrovsek/Wack + Marx/InTechA.
Als Signe ist ein Anbau als wesentlicher Bestandteil der Maßnahme geplant und dient der barrierefreien Erschließung des gesamten Gebäudes. Durch den Einbau eines Aufzuges und barrierefreier Sanitäranlagen ist das Gebäude auch für Menschen mit Behinderungen zugänglich. Die Eingriffe in den Bestand erfolgen behutsam in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt. Damit der Charakter des ehemaligen Gefängnisses noch erkennbar ist, wird die Sandsteinfassade unverändert bleiben. Eine Aufwertung soll durch den Einbau von neuen Fenstern erfolgen.
Innenhof als Veranstaltungsort
Der Innenhof als Veranstaltungsort wird eine größere Rolle für das Kulturangebot der Stadt St. Ingbert einnehmen. Außerhalb der Unterrichtszeiten soll dieser für Freiluftveranstaltungen, beispielsweise für Konzerte, Freiluftkino, Buchlesungen, Theater oder Comedy, genutzt werden. Die dazu notwendige Infrastruktur für Beleuchtung und Beschallung, einen flexiblen Sonnenschutz und eine mobile Bühne stehen ebenfalls auf der Planungsliste. In unmittelbarer Nähe befinden sich die Fußgängerzone, der Bahnhof, das Albert-Magnus-Gymnasium, die Albert-Magnus-Realschule und die Alte Baumwollspinnerei. Durch die zentrale Innenstadtlage werden auch in Verbindung mit der Alten Baumwollspinnerei, die zukünftig Teile der Stadtverwaltung und ein Albert-Weisgerber-Museum beherbergen soll, Synergien erwartet.
Derzeit besuchen etwa 500 Personen die Musikschule, die im Moment noch in der Ludwigschule untergebracht ist. Voraussichtlich im Frühjahr 2023 ist ein Umzug in die neue Wirkungsstätte vorgesehen. Investitionen von rund 3 Mio. Euro sind eingeplant, zweidrittel der Summe werden über Städtebaufördermaßnahmen finanziert.