Leibniz-Gymnasium baut erste Klimastation in St. Ingbert

„Das ist eine tolle AG. Wir mussten ziemlich schwer arbeiten, aber es war total spannend, die Klimastation einzurichten. Jetzt müssen wir nur noch die Daten ablesen“, erzählt ein Schüler aus der eigenen Genossenschaft InnoGrün am Leibniz-Gymnasium St. Ingbert, der die Klimastation auf der Fideliswiese in der St.-Fidelis-Straße in St. Ingbert mit gebaut hat.
Professionelle Klimastation
Die Schüler wissen genau, wie eine professionelle Klimastation gebaut wird. Sie kennen und erklären die Funktionsweise aus dem Effeff: Sie steht auf einer hindernisfreien Fläche, ist 2 Meter hoch und nach Norden ausgerichtet. Eine trägheitsfreie Windfahne mit elektronisch gesteuerter Heizung misst die Windrichtung. Der Windgeber mit Kugeln erfasst die Windgeschwindigkeit in einem Bereich von 0,3 bis 50 m/sec. Bei Besichtigung herrscht leichter Wind von 1,2 m/sec. Das Pyranometer misst die diffuse Strahlung (in kWh/Jahr/m2), die entsteht, weil das Licht durch Wolken und Nebel gestreut auf den Boden trifft. Das beschattete und belüftete Thermometer und der Feuchtigkeitsmesser sind 2 Meter über dem Boden angebracht, damit die Messwerte aussagekräftig sind. Der Erdoberflächentemperaturgeber (5 cm über dem Boden) misst die Temperatur in Bodennähe und ist wichtig für Glatteiswarnungen. Darüber hinaus wird die Bodentemperatur etwa 25 cm unter dem Boden erfasst, um Bodenfrost zu ermitteln. Etwas entfernt steht noch ein Niederschlagsgeber, in dem durch ein Kippwage die Niederschlagsmenge und -intensität erfasst werden. Das Highlight dieses Instruments sei seine hohe Messgenauigkeit und die Heizung, die verhindert, dass das Wasser im Winter einfriert, erklärt eine Schülerin. Bei einer solch professionellen Anlage kommt es auf höchste Präzision und kleinste Faktoren an – das haben die Schüler*innen gelernt. Und natürlich haben sie beim Bau auch Spaten und Schippe in die Hand genommen, um selbst Hand anzulegen. Im Datalogger werden alle Daten erfasst und an die Stadt St. Ingbert, die Pädagogische Hochschule Heidelberg und an den Linkhttps://klima.rgeo.de/stations/de_105_ups_st_ingbert/ übertragen.
UNESCO-Projektschule – Bildung für nachhaltige Entwicklung
Die Schule hatte sich im Rahmen des Projekts „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ des Klimastationsnetzwerks der Deutschen UNESCO-Kommission beworben und ist heute eine von 13 Projektschulen in Deutschland, die eine professionelle Klimastation betreiben. „In unserer Schule lautet das Motto „Vom Wissen zum Handeln“, erklärt Schülersprecher Simon. Wir setzen die Theorien zu nachhaltigem Verhalten in ganze Projekte um, die wir gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrer gestalten.“ So gibt es am „Leibniz“ bereits ein Müllsammelprojekt und alle Plastikflaschen wurden durch Trinkbehälter aus nachhaltigem Material ersetzt. Alle ziehen an einem Strang – „hier stimmt das Schulklima!“, fügt Simon hinzu.
Schuldirektor Erik Brill ist stolz auf seine Mannschaft: „Unsere Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer mussten viel leisten, um das auf die Beine zu stellen. Aber ohne Unterstützung von Partnern und Sponsoren wäre das auch nicht möglich gewesen.“ Erdkundelehrerin Svenja Braun und stellvertretender Schulleiter Andreas Bonaventura haben das Projekt maßgeblich betreut. „Vom Finden des geeigneten Standortes und des Betons für das Fundament über den Anschluss an das Stromnetz und den Zaun bis hin zur Versicherung – der Planungsaufwand war enorm. Aber immerhin sind wir im Saarland und in Rheinland-Pfalz die einzige Schule mit einer professionellen Klimastation. Es hat sich also gelohnt“, freut sich Andreas Bonaventura. Ein großer Dank geht auch an den Saarpfalz-Kreis als Schulträger, der das Projekt langfristig unterstützt.
Wichtige Daten für Stadtplanung, Wissenschaft, Klimaschutz und Bürger
Dass die Klimastation wirklich professionell und ein Vorzeigeprojekt ist, sieht man am hochkarätigen Besuch, der zur Einweihung gekommen ist: Sebastian Thul, Staatsekretär für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz: „In puncto Nachhaltigkeit seid ihr eine echte Streberschule“, lobt er die Schülerinnen und Schüler. „Hier passiert nicht nur reine Wissensvermittlung, sondern die Schülerinnen und Schüler werden auf das Leben vorbereitet. Eure Aufgabe ist es jetzt: Macht es besser als die Generationen vor euch.“ Für Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer ist das Leibniz eher eine „Mitmachschule, in der die Schülerinnen und Schüler lernen, Fakten zu erkennen und einzuordnen, um entsprechend zu handeln.“ Die Daten aus der Klimastation werden unter anderem an die Stadt St. Ingbert übertragen und gehen in das Starkregenkataster ein, in dem wichtige Wetterdaten analysiert werden, um künftige Bebauungs- und Freiflächenpläne daraus abzuleiten.
Darüber hinaus gehen die erfassten Messwerte an das Geografische Institut der Pädagogische Hochschule Heidelberg. Hier werden sie von Prof. Dr. Alexander Siegmund analysiert, dessen Lehrstuhl die wissenschaftliche Betreuung der UNESCO-Projektschulen übernommen hat. Vom Klimastationsnetzwerk der Deutschen UNESCO-Kommission in Köln ist die zuständige Referentin, Lilian Benecker angereist. Sie unterstreicht, dass die Mitbestimmung und Partizipation der Schülerinnen und Schüler extrem wichtig seien, damit sie im Projekt, aber auch später im Leben fundierte Entscheidungen treffen können.
„Ein großes Kompliment an alle Mitwirkenden“, lobt Ulli Meyer. „Von euren Ideen und deren Umsetzung profitieren viele Menschen: die Stadt, die Wissenschaft, der Klimaschutz und die Bürgerinnen und Bürger, die die Daten jederzeit unterhttps://klima.rgeo.de/stations/de_105_ups_st_ingbert/ oderwww.st-ingbert.de > Aktuell > Klimastation einsehen können. Sicher ist das nicht das letzte Projekt eurer Schule.“ Eine Vision, die Schulleiter Brill lächelnd bestätigt.
Diese Schülerinnen und Schüler waren und sind an Planung, Bau und Pflege der Klimastation beteiligt:

Klasse 8a

  • Jolanthe Apel
  • Leonie Becker
  • Lene Fischer

Klasse 8b

  • Paul Alt
  • Max Kettenbaum
  • Maximilian Kempf
  • Elejas Köhler
  • Jakob Toussaint

Klasse 10b

  • Leopold Remmlinger
  • Lene Wilhelm
  • Maja Löcher

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