Hochwasserpegel-Messgeräte zum Schutz von St. Ingbert bei Starkregen
Das Thermometer hat am Morgen schon über 30 °C erreicht, die Luft ist so feucht, dass das Atmen schwerfällt – und der Wetterbericht kündigt starke Gewitter für den Nachmittag an. Wie stark wird es regnen? Und wie lange? Und wo wird das Gewitter ausbrechen? Fragen, die ein Jahr nach dem katastrophalen Hochwasser nach Starkregen im Ahrtal sowohl Bürger als auch die bei Stadt verantwortlichen Personen beschäftigen. Die Bilder zerstörter Häuser und die Nachricht der vielen Toten gehen niemandem aus dem Kopf.
Die Stadt St. Ingbert bereitet sich aktiv auf Starkregen- und Hochwasserfälle vor – und die werden angesichts des Klimawandels immer häufiger.
„Niemand kann vorhersagen, was passieren wird. Aber wenn wir immer genau wissen, was in den Bächen unserer Stadt geschieht, ist das ein großer Schritt in Richtung mehr Schutz der Bevölkerung“, erklärt Gerd Lang, Stabsstellenleiter Gewässer- und Hochwasserschutz. Er und Christian Fettig, Technischer Leiter des Abwasserbetriebs der Stadt, haben ein Pilotprojekt gestartet, an dem über eine interkommunale Kooperation auch die Stadt Saarbrücken beteiligt ist. An drei Punkten in St. Ingbert wurden Hochwasserpegel-Sensoren installiert, deren Daten in Echtzeit an eine App auf das Handy übertragen werden: In der Ludwigstraße an der Öffnung des Rohrbachs, auf dem WVD-Gelände, wo der Wollbach in den Rohrbach fließt, und an der Alten Schmelz, der letzten „Station“ in Richtung Saarbrücken. „Nun können wir sofort erkennen, wenn sich an einer dieser Stellen der Pegel hebt und ohne Verzögerung Maßnahmen ergreifen“, erklärt Lang. Maßnahmen, das heißt: Barrieren z. B. durch Müll entfernen, um den Wasserabfluss wiederherzustellen. Und bei Starkregen, bei dem die Pegelstände sehr schnell steigen, wird sofort die Feuerwehr alarmiert. Langfristig und bei Erfolg des Pilotprojekts sollten sogar betroffene Bewohner auf der App erkennen, wann sie sich in Sicherheit bringen müssen.
Doch die von den Sensoren erfassten Daten können noch mehr. „Die Daten liefern nicht nur Aussagen für den konkreten Fall, sondern gehen auch in umfassende Analysen ein, die für das Starkregenmanagement der Stadt wichtig sind“, erläutert Markus Schmitt, Beigeordneter für nachhaltige Stadtentwicklung. „Analysen von echten Daten, die vor Ort erfasst werden, liefern immer aussagekräftigere Ergebnisse als solche, die auf den allgemeinen Daten des Deutschen Wetterdienstes basieren.“ Aus diesen Ergebnissen lassen sich praktische Maßnahmen ableiten, die die Stadt ergreifen muss, um die Bürger und die Innenstadt vor Katastrophen zu schützen, fügt er hinzu.
Förderprogramm „Aktion Wasserzeichen“
Aber auch die Bürger werden gebeten, Vorsorge zu treffen und für ausreichend Versickerung von Regenwasser auf ihren Grundstücken zu sorgen. Denn Wasser, das im Boden abläuft, staut sich nicht und schwillt nicht zu Hochwasser an. Auf ein besonderes Förderprogramm der Stadt weist Irene Kaiser hin, die in ihrem privaten Garten selbst eine Regenwasser-Zisterne versenkt hat: „Nun kann ich meinen ganzen Garten mit Regenwasser bewässern und muss kein teures Leitungswasser mehr verwenden“, erzählt sie.
Das Programm heißt „Aktion Wasserzeichen“ und unterstützt Bürger, die ihr Haus oder ihren Garten so umgestalten möchten, dass mehr Regenwasser im Boden versickert oder in Zisternen aufgefangen wird. Dank einer Pauschale werden auch Eigenleistungen unterstützt.
Informationen zum Programm „Aktion Wasserzeichen“ sind auf der Homepage der Stadt St. Ingbert unterhttps://t1p.de/oqp7v zu finden.