Städtebauförderung ist ein Gemeinschaftsprogramm von Bund, Land und Kommunen, das die Revitalisierung von Kulturdenkmälern, die Nutzung von Industriebrachen und die Vermeidung von städtebaulichen Missständen fördert. In St. Ingbert wurden aus diesem Programm in den letzten Jahren bereits die Fußgängerzone saniert, der Spielplatz in der Gustav-Clauss-Anlage modernisiert und die Tischtennishalle abgerissen. Derzeit finanziert die Mittelstadt aus diesem Programm die Revitalisierung der Alten Schmelz, die Modernisierung der Gustav-Clauss-Anlage, die städtebauliche Entwicklung im Umfeld der Kohlenstraße, den Umbau der Justizvollzugsanstalt (JVA) zur Musikschule und den Umbau der Baumwollspinnerei zum neuen Rathaus mit Museumstrakt.
„Wir im Quartier“
Am Samstag, 13. Mai, wurden am Tag der Städtebauförderung unter dem Motto „Wir im Quartier“ bundesweit wichtige Projekte vorgestellt, die attraktive Quartiere, Stadt- und Ortsteile schaffen und lebendige Nachbarschaften fördern. Die Stadt St. Ingbert stellte in diesem Rahmen die JVA und Baumwollspinnerei als die zukunftsweisenden Projekte vor, die die Stadt und das gemeinsame Leben der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig verändern werden.
Das denkmalgeschützte Gebäude der ehemaligen JVA in der Alten Bahnhofstraße, die bis 1987 für den offenen Vollzug genutzt wurde und damit für die Bürger nicht zugänglich war, wird derzeit zur städtischen Musikschule umgebaut. Zentrumsnah wird hier auf drei Stockwerken planungsgemäß ab nächstem Jahr der Musikschulunterricht für Jung und Alt stattfinden.
Um die 1885 erbaute, 1964 geschlossene und bis 1997 als Sanitärdepot der Bundeswehr genutzte Geschossfabrik der Baumwollspinnerei ranken schon viele Jahre diverse Nutzungskonzepte eines Privatinvestors, die nie umgesetzt werden konnten. 2022 hat die Stadt die Immobilie erworben und ein stimmiges Konzept zur Nutzung als Stadtverwaltung und Albert-Weisgerber-Museum vorgelegt, das ebenfalls gefördert wird. „Die JVA und die Baumwollspinnerei bilden in St. Ingbert einen Kern, der das Quartier Innenstadt aufwertet und einzigartig macht“, lobte Cordula Uhlig-Riedinger, Referatsleiterin Städtebauförderung im saarländischen Innenministerium, die Sanierungsmaßnahmen. Auch Reinhold Jost, Minister für Inneres, Bauen und Sport, war am Tag der Städtebauförderung eigens nach St. Ingbert gekommen, um die beiden Projekte vor Ort genau kennenzulernen.
St. Ingbert – lebens- und liebenswert
Doch der Aktionstag galt vorrangig nicht dem Besuch von Politikern und Entscheidungsträgern, sondern all den Menschen, die die Stadt mit Leben füllen. Daher informierten Martin Ruck, Geschäftsbereichsleiter Stadtentwicklung, Umwelt und Bauen, und Margret Welsch, Projektleiterin Baumwollspinnerei, in Führungen ausführlich über den Entwicklungsstand der Baumwollspinnerei.
Die aktuellen Vorentwurfszeichnungen der Architekten Krüger und der Freiraumplaner von HDK Dutt und Kist waren ausgestellt. Zur besseren Veranschaulichung waren exemplarisch der Grundriss mit Bürozonen und der des Museums im Kern des Gebäudes auf dem Boden im zweiten Obergeschoss markiert worden.
Dr. Gregor Scherf, Leiter des Landesdenkmalamtes, und Jan Hemmann, Architekt und Projektleiter JVA, führten durch die Musikschule. Neben den Fakten gab es auch viele spannende historische Geschichten zu den Gebäuden. Zukünftig wird ein gläserner Aufzug mit Treppenaufgang an der linken Seite der ehemaligen JVA als Blickfang dienen. Dieser wird in den Abendstunden illuminiert und soll optisch als Entrée das "neue Quartier" mit der Fußgängerzone verbinden.
Stadtführungen rundeten den Tag ab
Stadtführer Klaus Friedrich und Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins e.V. Konrad Weisgerber rundeten den Tag mit anschaulichen Führungen zur Geschichte und Entwicklung der Innenstadt ab. „Ich komme aus Dudweiler“, erzählte einer der zahlreichen Besucher, „ich mag die lebendige Innenstadt von St. Ingbert einfach sehr und möchte sie näher kennenlernen. Außerdem interessiert mich, was mit dem großen Industriegebäude an der Bahnlinie geschieht.“ Und eine Cellospielerin aus Saarbrücken interessierte sich für die Räume der neuen Musikschule: „Ein tolles Gebäude, alt und nachhaltig, aber ganz hell und freundlich. Hier werden viele Menschen Freude am Musikmachen haben“, lobte sie.